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Brauhandwerk im Wandel

Quelle: Leon Kerner, Tina Haas/Hochschule Ansbach

Bierbrauen ist Kulturerbe in Deutschland. Seit 2020 zählt die UNESCO
handwerkliches Bierbrauen zur Liste des Immaterieller Kulturerbes. Im
Landkreis Ansbach beweisen Familienbetriebe wie zum Beispiel die Brauerei Hauf, wie altes Erbe jung
gedacht werden kann.

Die ältesten Spuren des Brauhandwerks führen jedoch gar nicht nach Deutschland,
sondern nach Mesopotamien. Hier wurde bereits 12.000 v. Chr. Bier hergestellt - es
war Nahrungsmittel, Medizin und Währung zugleich. In Deutschland war entgegen
vieler Vorurteile Brauhandwerk zu Beginn Frauensache, nur wenige Männer brauten
tatsächlich Bier. Erst später begannen Männer mitzumischen. In den vielen
Klosterbrauereien des Mittelalters hatten die Geistlichen den Platz, die Ressourcen
und vor allem die Zeit, sich dem Handwerk zu widmen - ‘flüssig Brot’ wurde zur
Tradition und über die Jahrhunderte ein Teil der deutschen Kultur. Bis heute trifft man
sich in Bars, auf Stammtischen und Veranstaltungen wie Brauereifesten oder
Kirchweihen.

Im Landkreis Ansbach gibt es heute noch neun Brauereien, drei davon in
Dinkelsbühl. Für Florian Hauf geht es um mehr als nur den Biergenuss an sich: „Die
Regionalität, die Verbundenheit zu Dinkelsbühl und Umgebung sind uns sehr
wichtig. Wir schauen, dass wir viel Vereinsleben unterstützen, dass wir Feuerwehren
unterstützen und viel für die Gemeinschaft in Dinkelsbühl machen.“
2017 hat Florian Hauf die Dinkelsbühler Familienbrauerei in der fünften Generation
übernommen. Als junger Brauer versucht er, die Tradition des Bauhandwerks
modern zu interpretieren. 2021 wurde eine neue, automatisierte Brauanlage gebaut,
in der energieeffizienter produziert werden soll. Die alte Stätte war nach rund 100
Jahren sanierungsbedürftig.

Trotzdem hat Tradition im Familienbetrieb immer noch einen hohen Stellenwert: "In
Mittelfranken haben wir sehr viele gute Brauereien, mit einer wahnsinnigen Tradition
dahinter. Diese einzigartige Vielfalt gibt es so nirgends anders.” Neuerdings wird
auch eine Neuauflage des hellen Vollbiers nach alter Rezeptur produziert.

Hauf sieht besonders günstige Biere in den großen Supermärkten eher kritisch:
"Unser Bier soll nicht verramscht werden. Wir schauen, dass wir hochwertige und
regionale Rohstoffe verwenden und auch unsere Mitarbeitenden müssen gut bezahlt
werden." Dennoch schaut er zuversichtlich in die Zukunft. Bier aus der Region habe
sich immer als sehr wandlungsfähig erwiesen, ist mit der Zeit gegangen. Das dürfte
sich wohl auch weiterhin nicht ändern.

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