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Alten Apfelsorten auf der Spur

Quelle: Landratsamt Ansbach

Kesseltaler Streifling, Josef Musch, Wettringer Taubenapfel: Hans-Joachim Bannier kommen solche Namen leicht über die Lippen. Der Bielefelder ist Experte für Äpfel. Mit detektivischem Spürsinn und großem Wissensschatz ist er in ganz Deutschland auf der Suche nach alten und bislang unbekannten Sorten. Diese Passion führte ihn kürzlich in den Landkreis Ansbach, wo er mehrere Streuobstbestände inventarisierte. Ausgangspunkt dafür war das Projekt „Zukunft.Streuobst“, das die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Ansbach gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverband Mittelfranken initiiert hat.

„Gerade ältere Streuobstbestände sind ökologisch äußerst wertvoll. Im Projekt „Zukunft.Streuobst“ lag unser Schwerpunkt zunächst darauf, Pflegemaßnahmen zu unterstützen“, erklärte Stefanie Schwarz von der Unteren Naturschutzbehörde. In einer zweiten Phase soll es nun auch darum gehen, alte Sorten zu sichern und zu vermehren. Einen ersten Vorgeschmack darauf lieferte der Besuch von Hans-Joachim Bannier, der auf Vermittlung des Landschaftspflegeverbands zustande kam. „Viele alten Sorten, die über hunderte von Jahren erhalten wurden, gibt es heute noch. Wir wissen nur nicht immer genau, wo“, schilderte der Apfel-Experte. Alte Sorten zu sichern bedeute auch, deren wertvolle Eigenschaften zu erhalten – beispielsweise eine höhere Widerstandskraft gegen Schädlinge oder Trockenheit sowie eine bessere Lagerfähigkeit. Apfelsorten aus dem Massenanbau seien oft nicht mehr gegen bestimmte Krankheiten resistent, ohne chemische Spritzmittel gehe da meist nichts mehr. Darüber hinaus würden viele Menschen, die gegen Äpfel aus dem Supermarkt allergisch seien, ältere Sorten erheblich besser vertragen.

Die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Ansbach und der Landschaftspflegeverband legen daher auch großen Wert auf die Wissensvermittlung: Wo kann ich meine Äpfel zum Mosten hinbringen? Welche Sorte eignet sich zum Backen? Wie lagert man Äpfel am besten ein? „In der Bevölkerung ist dazu noch ein großer Wissensschatz vorhanden – den gilt es zu erhalten“, sagte Eva Schmid vom Landschaftspflegeverband. Neben Broschüren und Rezepten hat der Verband unter anderem auch ein Quiz für Kinder und Erwachsene entwickelt, das im Internet unter https://www.lpv-mittelfranken.de/zukunftstreuobst.html abgerufen werden kann. Auch in Lichtenau, einer der Stationen von Hans-Joachim Bannier, werden die Bürger schon von Kindesbeinen an für das Thema sensibilisiert, wie Bürgermeister Markus Nehmer bei einem Ortstermin berichtete. Beispielsweise besuche der Kindergarten die gemeindeeigene Streuobstfläche, um Obst zu sammeln und anschließend Kuchen zu backen. Nehmer und sein Stellvertreter, Kreisrat Friedrich Bauer, sind sich einig, dass die Streuobstwiese als Schatz für künftige Generationen bewahrt und gepflegt werden muss.

Finanziert wird das Projekt „Zukunft.Streuobst“ mit so genannten Ersatzgeldern. Das sind Geldzahlungen, die geleistet werden müssen, wenn bei Baumaßnahmen in die Natur eingegriffen wird. „Wir unterstützen in erster Linie Vorhaben, für die es keine anderen Fördermöglichkeiten gibt“, erklärte Stefanie Schwarz. So sollen zum Beispiel Reiser von alten Apfelbäumen in Baumschulen vermehrt und die jungen Bäumchen wieder ausgepflanzt werden.

Auf einer Streuobstfläche in Leutershausen fand Hans-Joachim Bannier übrigens einen Baum, dessen Blätter noch deutlich grüner waren als die der umliegenden, von der diesjährigen Trockenheit gezeichneten Bäume – möglicherweise ein wertvoller Hinweis mit Blick auf die Veränderung des Klimas.


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