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Ein Abend ohne Scham – Lesung zum Welttag der seelischen Gesundheit mit Jens Jüttner

Wie fühlt es sich an, den Bezug zur Realität zu verlieren? Und wie gelingt es, wieder ins Leben zurückzufinden? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der Lesung von Autor und Genesungsbegleiter Jens Jüttner, die anlässlich des Welttags der seelischen Gesundheit im Kulturforum Ansbach stattfand.

Rund 85 Besucherinnen und Besucher nahmen an der Veranstaltung teil und folgten gespannt den persönlichen Schilderungen aus Jüttners aktuellem Buch „Als ich aus der Zeit fiel – Mein Weg durch die paranoide Schizophrenie“. Offen, reflektiert und mit feinem Humor berichtete der Autor von seinen Erfahrungen mit psychischer Erkrankung – von Angst, Isolation, Hoffnung, Genesung und der Rückkehr in ein selbstbestimmtes Leben. Dabei betonte Jüttner die Notwendigkeit, psychische Gesundheit als dynamischen Prozess zu begreifen: „Gesundheit ist ein Kontinuum. Wer in Mustern von gesund oder krank denkt, wird der Realität vieler Betroffener nicht gerecht.“

Im Anschluss an die Lesung fand ein moderierter Dialog statt. Jens Jüttner kam gemeinsam mit Prof. Dr. Matthias Zink, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Bezirksklinikum Ansbach, mit dem Publikum ins Gespräch. Dabei standen Themen wie Stigmatisierung, Versorgungssituation und aktuelle therapeutische Ansätze im Mittelpunkt der Diskussion.

Die Veranstaltung war Teil des Jubiläumsjahres „50 Jahre Psychiatrie-Enquête“ und wurde vom Gesundheitsamt Ansbach, der Gesundheitsregion Plus Landkreis Ansbach und Stadt Ansbach, der Lebenshilfe Ansbach sowie dem Regionalen Steuerungsverbund Stadt und Landkreis Ansbach (RSV) organisiert. Ziel war es zu einem offenen Umgang mit psychischen Erkrankungen beizutragen und bestehende Vorurteile zu hinterfragen. „Psychische Gesundheit betrifft uns alle in unterschiedlichen Phasen und auf unterschiedliche Weise. Es braucht mehr Verständnis, weniger Bewertungen und mehr Dialog auf Augenhöhe. Hier hat die Veranstaltung ihr Ziel erreicht: Über psychische Krankheiten sprechen, ohne Scham und ohne Vorurteile“, so Martina Ringler, Sachgebietsleiterin für Gesundheitsförderung am Landratsamt Ansbach und Geschäftsführerin im Regionalen Steuerungsverbund.

In Landkreis Ansbach und Stadt Ansbach stehen Betroffenen und Angehörigen verschiedene Anlaufstellen zur Verfügung. So etwa das Gesundheitsamt Ansbach, der Sozialpsychiatrische Dienst des Diakonischen Werks Ansbach, KISS Ansbach und das Bezirksklinikum Ansbach. Weitere Informationen zu Kontakt- und Beratungsangeboten gibt es beim Gesundheitsamt Ansbach unter gesundheitsfoerderung@landratsamt-ansbach.de oder telefonisch unter 0981 468-7100. In akuten Krisensituationen ist der Krisendienst Mittelfranken täglich rund um die Uhr unter der Telefonnummer 0800 / 655 3000 erreichbar.

Auch gezielte Veranstaltungen, wie die Lesung, sollen kein Einzelfall bleiben. „Wir bleiben dran, der RSV wird auch künftig seine Aufgabe der Entstigmatisierung und Aufklärung aktiv umsetzen. Gemeinsam mit dem Gesundheitsamt Ansbach und der Gesundheitsregion Plus gibt es bereits Überlegungen für Veranstaltungen im Jahr 2026.

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