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Baggern für die Kreuzkröte

Quelle: Landratsamt Ansbach

Die seltenen Bewohner einer Sandgrube in der Nähe von Wilburgstetten sind gerade mal ein paar Zentimeter groß, aber hören kann man sie kilometerweit. Weil Kreuzkröten ihre natürlichen Lebensräume in sandigen Fluss- und Bachauen größtenteils verloren haben, ist die stark gefährdete Art beinahe nur noch in menschengemachten Habitaten wie zum Beispiel Kies- oder Sandgruben zu finden. Damit die Kreuzkröten – und in der Folge viele weitere Arten – dort auch gerne bleiben, rückt nun einmal im Jahr ein großer Bagger an. „Schaffung und Erhalt von Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten können mit einvernehmlichen Lösungen und guter Zusammenarbeit vor Ort gelingen“, sagte Landrat Dr. Jürgen Ludwig.

„Die Kreuzkröte benötigt immer wieder offene Bodenstellen und freie Wasserflächen“, berichtete Stefanie Schwarz von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Ansbach. Daher werden künftig nach Rücksprache mit dem Diplom-Biologen Ulrich Messlinger nicht nur tiefe Pfützen gezogen, sondern hier und da auch Gestrüpp entfernt. Da Kreuzkröten-Kaulquappen bei günstigen Umweltbedingungen nur drei bis sechs Wochen für die Entwicklung benötigen, reichen ihnen kleinere Pfützen, die über den Sommer auch trockenfallen können. Kreuzkröten bewegen sich übrigens nicht hüpfend fort, wie für Frösche und Kröten üblich, sondern können mausähnlich flink laufen.

Die ökologische Aufwertung, die in der Grube zwischen Wilburgstetten und dem Ortsteil Welchenholz stattfindet, ist eine gemeinsame Aktion der Naturschutzbehörden am Landratsamt Ansbach und an der Regierung von Mittelfranken sowie der Gemeinde Wilburgstetten und der benachbarten Sandwerke Brenner & Haas KG – und ein gutes Beispiel, wie stark sich Einsatz für die Natur lohnen kann. Denn der Aufwand, den die Gemeinde hier zum Beispiel mit Kosten für ein Gutachten und den Pflegemaßnahmen hat, schlägt sich um ein Vielfaches positiver auf ihrem Ökokonto nieder. Das bedeutet: Plant die Gemeinde später Eingriffe in die Natur, beispielsweise bei der Ausweisung von Baugebieten oder Wegebaumaßnahmen, kann sie hierfür ihr „Guthaben“ aus dem Sandgruben-Projekt einbringen. Bürgermeister Michael Sommer freut sich besonders, dass auch die benachbarten Sandwerke so gut mitziehen und für die Arbeiten bereits kostenlos Maschinen zur Verfügung gestellt haben.

Dass Diplom-Biologe Ulrich Messlinger in der Grube vor einigen Jahren eher zufällig auf Kreuzkröten gestoßen ist, hat sich damit als glücklicher Zufall herausgestellt. Denn früher diente die Grube als Hausmüll- und dann als Bauschuttdeponie. Da allerdings Schadstoffbelastungen im Ablagerungsmaterial festgestellt wurden, musste das Material wieder entnommen und die Deponie saniert werden. Messlinger wurde dann im Jahr 2020 bei Arbeiten in der Umgebung auf die durchaus lautstarken Kröten aufmerksam. „Die trillernden Rufe sind teils über Kilometer noch zu hören“, so Messlinger. Er ist gespannt, ob es gelingt, im Gefolge der Kreuzkröte weitere Arten anzusiedeln.

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